Ein Hüftschnupfen (Coxitis fugax) bezeichnet in der Medizin eine keimfreie Entzündung des Hüftgelenks. Die Erkrankung äußert sich durch in das Knie ausstrahlende Schmerzen und eine Einschränkung der Drehung im Hüftgelenk. Der Hüftschnupfen tritt in der Regel bei Kindern bis zehn Jahren auf.

Coxitis fugax – der Hüftschnupfen bei Kindern

Der Hüftschnupfen – auch Transiente Synovitis genannt – ist eine keimfreie Entzündung am Hüftgelenk. Betroffen sind in der Regel Kinder und Kleinkindern (auch Babies). Die häufigsten Patienten sind zwischen vier und sieben Jahre alt. Jungen sind dabei häufiger betroffen, als Mädchen.

Nach ein bis zwei Wochen verschwindet die Entzündung wieder von selbst. Daher auch die Bezeichnung Coxitis fugax beziehungsweise Coxalgia fugax (lateinisch fugax = vorübergehend).

Entdeckt wurde die Krankheit im Jahr 1892 von Robert Williamson Lovett und John Lovett Morse. Sie fanden heraus, dass eine fundierte medizinische Diagnose in der Regel erst einige Tage nach Verschwinden der Symptome feststellbar ist. Zudem grenzten sie die Krankheit aufgrund der Dauer ihrer Symptome von der sogenannten Hüftgelenktuberkulose ab.

Ursachen

Verursacht wird der Hüftschnupfen meist durch einen viralen Infekt der Atemwege. Dabei ist leichtes Fieber keine Seltenheit. Auch eine verlangsamte Beschleunigung der sogenannten Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit ist unter Umständen möglich.

Bislang sind die genauen Ursachen für die Entstehung der Krankheit noch nicht geklärt. Viele Mediziner sind sich jedoch sicher, dass die keimfreie Synovitis (Entzündung der Gelenkskapsel) von einer Immunreaktion ausgeht. Dieser Zusammenhang lässt sich aufgrund der vorangegangenen Atemwegsinfektion vermuten. Dabei sind in der Regel der Darm, die Mandeln, das Mittelohr und/oder die Atemwege betroffen. Eine Immunreaktion wäre somit eine denkbare Folge.

Zusammenhänge zu anderen Krankheitsbildern der Hüfte, wie der Hüftdysplasie, ist dagegen medizinisch eher unwahrscheinlich.

Symptome

Im Regelfall treten die Symptome der Coxitis fugax sehr rasch und plötzlich auf. Die betroffenen Kinder beginnen zu Humpeln. Ein meist einseitiger Schmerz in der Leiste beziehungsweise direkt am betroffenen Hüftgelenk ist die Folge. In weitere Folge strahl der Hüftschmerz auf das Knie des Kindes aus. Dadurch wird der Schmerz stärker und schränkt das Kind oder Baby im Gehen beziehungsweise in der Bewegung ein. Eine Hüftrotation – also eine Drehung des Beines an der Hüfte – ist nicht mehr möglich.

Eine beidseitige Entzündung ist nur sehr selten, weshalb die Schmerzen in der Regel nur einseitig an der Hüfte auftreten. Rund ein Drittel der Betroffenen haben zusätzlich zum Hüft- und Knieschmerz erhöhte Körpertemperatur oder leichtes Fieber.

Übersicht - Symptome

Die Anzeichen und Symptome des Hüftschnupfens im Überblick chronologischer Reihenfolge des Krankheitsverlaufs:

  1. Plötzlich auftretender, einseitiger Schmerz am Hüftgelenk.
  2. Eingeschränkte Bewegung des Beines.
  3. Einschränkung der Hüftrotation.
  4. Starker Schmerz entlang des Oberschenkels in Richtung Knie.
  5. Erhöhte Temperatur oder leichtes Fieber.

Für Kinder sind die Beschwerden und Schmerzen oft schwer zu ertragen. Vor allem, da sie mit einer Beeinträchtigung der Bewegung und weiteren Beschwerden beim Gehen oder Laufen in Verbindung stehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten klingt der Hüftschnupfen jedoch nach wenigen Tagen oder Wochen von selbst ab. Kinder leiden dann nicht mehr unter den Beschwerden und Schmerzen der Entzündung und können sich wieder normal bewegen.

Diagnose

Eine sichere Diagnose und Untersuchung durch den Arzt kann üblicherweise auf zwei Wegen durchgeführt werden. Mediziner wenden in der Regel zunächst die Anamnese und anschließend daran die Sonographie an, um sicherzustellen, dass es sich um einen Hüftschnupfen handelt.

Anamnese

Die Diagnose kann häufig bereits nach einer Erfragung von potenziell medizinisch relevanten Informationen durch einen Arzt (sogenannte Anamnese) erstellt werden.

Der Medizinier befragt hierbei in der Regel die Eltern oder den Erziehungsberechtigten nach der Krankengeschichte des Kindes. Bei etwas älteren Kindern wird auch die Eigenanamnese, also die Befragung des Kindes direkt, angewandt.

Sonographie

Eine genaue Diagnose kann jedoch meist erst nach einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) erteilt werden. Dabei wir die betroffene Stelle mittels Ultraschall – also Schallwellen – untersucht, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Hüftschnupfen handelt.

Eine Röntgenuntersuchung beziehungsweise die Erstellung eines Röntgenbildes der betroffenen Hüfte ist nicht erforderlich. Sie kann jedoch zur sogenannten Differenzialdiagnose dennoch sinnvoll sein und wird in manchen Fällen nach der Sonographie ergänzend erstellt, um eine sichere Diagnose zu geben. Ein Beispiel einer Sonographie bei Hüftschnupfen findet man hier.

Eine weitere medizinische Beobachtung des Patienten ist häufig die Folge, da Hüftbeschwerden und -Erkrankungen Spätfolgen nach sich ziehen können. Zudem ist die Symptomatik der Coxitis fugax anderen Hüftleiden sehr ähnlich, wie etwa der jugendlichen Hüftkopflösung, der juvenilen idiopathischen Arthritis (Coxarthritis bzw. Hüftgelenksarthrose) oder der orthopädischen Kinderkrankheit Morbus Perthes. Letztere kann sich aufgrund von Durchblutungsstörungen (Ischämie) und dem Absterben (Nekrose) von Knochengewebe im Hüftkopf entwickeln.

Um eine bakterielle, eitrige Coxitis auszuschließen, kann vom Arzt zudem eine Punktion durchgeführt werden.

Behandlung und Therapie

Um einen Hüftschnupfen erfolgreich zu behandeln, muss normalerweise kein medizinischer Eingriff durchgeführt werden. Nach der Diagnose durch den behandelnden Arzt genügen in der Regel Schonung und unter Umständen eine niedrige Dosis entzündungshemmender Medikamente (Antiphlogistikum).

Eine Therapie oder langfristige Behandlung des Patienten ist nicht notwendig. Der Hüftschnupfen sollte nach ein bis zwei Wochen von selbst verschwinden. Eine bakteriellen Coxitis hingegen müsste operativ behandelt werden.

Zusammenfassung der Therapie:

  • Entlastung der Hüfte: Wichtig ist, dass das Kind die Hüftgelenke, das Knie und Bein der betroffenen Seite so gut als möglich entlastet. Es sollte nicht zu viel Druck darauf lasten und so wenig Bewegung als möglich erfahren. Eine mehrtägige Bettruhe sollte dabei helfen, die Hüfte zu schonen.
  • Medikamente: Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente helfen dem Kind die Dauer der Erkrankung besser zu überstehen und lindern die Symptome bis zum Abklingen der Entzündung.

Nur bei etwa einem Fünftel aller Erkrankten kommt es zu einem Rückfall. Meist hängt das erneute Auftreten der Krankheit mit einem schlechten Heilungsprozess oder zu kurzer Behandlungsdauer zusammen. Die Therapie sollte solange durchgeführt werden, bis der Kinderarzt grünes Licht für ein Ende der medikamentösen Behandlung beziehungsweise der Schonung der Hüfte gibt.

Nach gut einer Woche sollte die vorübergehende Krankheit soweit abgeheilt sein, dass das Kind wieder beschwerdefrei ist.

Zuständig für die Gesundheit von Kindern und die Behandlung derartiger Krankheiten ist der Kinderarzt oder Orthopäde. Mit Hüftleiden beschäftigt sich in der Medizin üblicherweise die Orthopädie. Kinder können jedoch zur ersten Diagnose auch den Kinder- oder Hausarzt aufsuchen. Dieser wird, wenn notwendig, eine Überweisung zum Orthopäden veranlassen.

ICD-10 Klassifikation

Die ICD-10 Klassifikation der WHO ist ein weltweit-anerkanntes und wichtigste Klassifikationssystem zur medizinischen Diagnose. Der Hüftschnupfen wird darin wie folgt kassifiziert:

  • M12.8 - Sonstige näher bezeichnete Arthropathien, anderenorts nicht klassifiziert

Fragen und Antworten

Häufig gestellte Fragen und Antworten:

Hüftschnupfen - wie lange dauert das?

In der Regel dauert das Abheilen von Hüftschnupfen ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit sollte sich das Kind schonen (Bettruhe) und keinen Sport bzw. wenig Bewegung ausüben. Nach dieser Zeit sollten der Schmerz und die Beschwerden zurückgehen oder sogar gänzlich verschwinden.

Wie entsteht Hüftschnupfen?

Hüftschnupfen entsteht bei Kindern aufgrund einer Immunreaktion durch Atemwegsinfekte oder andere Entzündungen, so vermuten Mediziner. Die genauen Ursachen sind bisher noch unklar. Die keimfreie Synovitis soll somit die Ursache der Immunreaktion sein.

Wie wird Hüftschnupfen behandelt?

Die Erkrankung wird in der Regel durch Schonen (Bettruhe) und schmerzlindernde Medikamente behandelt. Die Krankheit wird bei normalem Verlauf nach wenigen Wochen von selbst abklingen. Ein operativer Eingriff ist grundsätzlich nicht erforderlich.

Für fachkundige Informationen sollten Sie sich unbedingt direkt an einen Arzt wenden! Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr.